1 Ich betrete den Garten, mein Mädchen, meine Braut.Ich pflücke die Myrrhe und ernte den Balsam.Ich öffne die Wabe und esse den Honig.Ich trinke den Wein und genieße die Milch.Esst auch ihr, Freunde, trinkt euren Wein!Berauscht euch an der Liebe!
2 Ich schlief, doch mein Herz war wach.Da, es klopft! Mein Liebster kommt!Mach auf, mein Mädchen, meine Freundin,meine Liebste, meine Vollkommene!Mach auf, denn mein Haar ist nass vom Tau der Nacht.
3 Ich habe mein Kleid schon ausgezogen,soll ich es deinetwegen wieder anziehn?Meine Füße habe ich schon gewaschen,ich würde sie nur schmutzig machen.
4 Jetzt streckt er seine Hand durch die Öffnung in der Tür.Mein Herz schlägt bis zum Hals, weil er in meiner Nähe ist.
5 Ich springe auf und will dem Liebsten öffnen;meine Hände greifen nach dem Riegel,sie sind voll von Myrrhenöl.
6 Schnell öffne ich die Tür für meinen Liebsten,doch weg ist er, spurlos verschwunden.Entsetzen packt mich: Er ist fort!Ich suche ihn, doch ich kann ihn nirgends finden;ich rufe laut nach ihm, doch er gibt keine Antwort.
7 Bei ihrem Rundgang greifen mich die Wächter auf.Sie schlagen und verwunden mich,sie reißen mir das Kopftuch weg.