Apostelgeschichte 9 GANTP

1 Inzwischen schnaubte Saulus noch immer Drohung und Mord gegen die Jünger des Herrn. Er ging zu dem Hohenpriester

2 und bat ihn um Vollmachtsbriefe an die jüdischen Gemeinden in Damaskus, damit er die Anhänger Jesu, die er dort etwa fände, Männer und Weiber, in Ketten nach Jerusalem führen könne.Anf. 35 n.Chr.

3 Als er auf seiner Reise in die Nähe von Damaskus kam, umleuchtete ihn plötzlich vom Himmel her ein Lichtglanz.

4 Er fiel zu Boden und hörte eine Stimme, die sprach zu ihm: "Saul, Saul, warum verfolgst du mich?"

5 Er fragte: "Wer bist du, Herr?" Der antwortete: "Ich bin Jesus, den du verfolgst.

6 Nun steh auf und geh in die Stadt! Dort wird man dir sagen, was du tun sollst."

7 Die Männer, die mit ihm reisten, standen sprachlos da; denn sie hörten wohl die Stimme, sahen aber niemand.

8 Als sich Saulus vom Erdboden erhob und seine Augen wieder öffnete, konnte er nichts sehen. Da mußte man ihn bei der Hand nehmen und nach Damaskus führen.

9 Er blieb drei Tage blind und nahm weder Speise noch Trank zu sich.

10 Nun wohnte in Damaskus ein Jünger mit Namen Ananias. Zu dem sprach der Herr in einem Gesichte: "Ananias!" Er antwortete: "Hier bin ich, Herr!"

11 Der Herr fuhr fort: "Steh auf, geh in die sogenannte 'Gerade Straße' und frage dort in dem Haus des Judas nach einem Mann aus Tarsus, mit dem Namen Saulus! Der betet jetzt

12 und hat in einem Gesicht gesehen, wie ein Mann, mit Namen Ananias, bei ihm eintrat und ihm die Hände auflegte, damit er wieder sehend werde."

13 Ananias antwortete: "Herr, ich habe manche erzählen hören, wieviel Böses dieser Mann deinen Heiligen in Jerusalem zugefügt hat.

14 Und hier hat er Vollmacht von den Hohenpriestern, alle, die deinen Namen anrufen, in Fesseln zu schlagen."

15 Der Herr aber sprach zu ihm: "Geh hin! Denn dieser Mann ist ein Werkzeug, das ich mir erkoren habe, um meinen Namen zu den Heiden, zu Königen und zu den Kindern Israel zu bringen.

16 Denn ich selbst will ihm kundtun, wieviel er um meines Namens willen leiden muß."

17 Da ging Ananias hin. Er kam in das Haus, legte Saulus die Hände auf und sprach: "Bruder Saul, der Herr — Jesus, der dir auf deiner Wanderung erschienen ist — hat mich gesandt, damit du dein Augenlicht wiedererlangst und mit dem Heiligen Geist erfüllt werdest."

18 Sofort fiel es von seinen Augen ab wie Schuppen, und er konnte wieder sehen. Dann stand er auf und ließ sich taufen.

19 Er nahm auch Nahrung zu sich und erlangte seine Kräfte wieder. Als er einige Tage mit den Jüngern in Damaskus verkehrt hatte,

20 begann er sofort in den jüdischen Versammlungshäusern aufzutreten und zu verkündigen, daß Jesus der Sohn Gottes sei.

21 Alle Hörer waren außer sich vor Staunen und sprachen: "Ist das nicht der Mann, der in Jerusalem alle, die diesen Namen anrufen, zu vernichten suchte und der auch hierhergekommen ist in der Absicht, sie in Ketten zu den Hohenpriestern zu führen?"

22 Saulus aber erstarkte immer mehr (im Glauben) und brachte die Juden, die in Damaskus wohnten, außer Fassung, indem er nachwies, daß Jesus der Messias sei.

23 Nach geraumer Zeit beratschlagten die Juden, ihn zu töten.

24 Ihr Anschlag wurde Saulus kund. Da sie nun Tag und Nacht an den Toren Wache hielten, um ihn zu ermorden, nahmen ihn seine Schüler eines Nachts

25 und ließen ihn in einem Korb durch eine Öffnung der Stadtmauer hinunter.

26 So kam er nach Jerusalem. Dort versuchte er sich den Jüngern anzuschließen. Aber alle fürchteten sich vor ihm und wollten nicht glauben, daß er wirklich ein Jünger sei.

27 Da nahm sich Barnabas sein an: er führte ihn zu den Aposteln und erzählte ihnen, wie er auf seiner Reise den Herrn gesehen, daß dieser mit ihm geredet, und wie er in Damaskus in Jesu Namen freimütig gelehrt habe.

28 Seitdem stand er mit den Jüngern in Jerusalem in innigem Verkehr und trat im Namen des Herrn furchtlos auf.

29 Auch führte er Streitgespräche mit den griechisch redenden Juden. Die aber suchten ihn aus dem Weg zu räumen.

30 Als die Brüder das erfuhren, geleiteten sie ihn nach Cäsarea und entließen ihn von da nach Tarsus.

31 So lebte die Kirche in ganz Judäa, Galiläa und Samaria in Ruhe und Frieden. Sie erstarkte innerlich und wandelte in der Furcht des Herrn; dazu wuchs sie auch äußerlich durch den Beistand des Heiligen Geistes.

32 Als Petrus einst alle Heiligen besuchte, kam er auch zu denen, die in Lydda wohnten.

33 Dort fand er einen Mann mit Namen Äneas, der schon acht Jahre gelähmt zu Bett lag.

34 Zu dem sprach Petrus: "Äneas, Jesus der Messias macht dich gesund; steh auf und bringe dir dein Lager selbst in Ordnung!" Sofort erhob er sich.

35 Alle Leute in Lydda und Saron sahen ihn und bekehrten sich zum Herrn.

36 In Joppe wohnte eine Jüngerin mit Namen Tabitha — dies Wort bedeutet Gazelle —. Die widmete sich ganz der Liebestätigkeit und gab reichlich Almosen.

37 Gerade damals erkrankte sie und starb. Da wusch man ihre Leiche und bahrte sie in dem Obergemach des Hauses auf.

38 Die Jünger in Joppe, das nahe bei Lydda liegt, hatten erfahren, Petrus sei in Lydda. Darum sandten sie zwei Männer zu ihm mit der dringenden Bitte: "Komm ohne Säumen zu uns!"

39 Petrus machte sich auf und ging mit ihnen. Nach seiner Ankunft führte man ihn in das Obergemach. Da umringten ihn alle Witwen und zeigten ihm unter Tränen die Unterkleider und Obergewänder, wie sie "die Gazelle" zu machen pflegte, als sie noch bei ihnen war.

40 Petrus ließ alle aus dem Zimmer gehen, kniete nieder und betete. Dann wandte er sich zu dem Leichnam und sprach: "Tabitha, steh auf!" Da öffnete sie ihre Augen, und als sie Petrus erblickte, setzte sie sich aufrecht hin.

41 Er aber reichte ihr die Hand und half ihr, sich von ihrem Lager zu erheben. Dann rief er die Heiligen und die Witwen herein und gab sie ihnen lebendig wieder.

42 Dieser Vorfall ward in ganz Joppe bekannt, und viele wurden an den Herrn gläubig.

43 Petrus hielt sich dann noch längere Zeit in Joppe auf und wohnte bei einem Gerber namens Simon.#Das Gerberhandwerk galt wegen der Beschäftigung mit Tierleichen bei den Juden für unrein. Indem Petrus bei einem Gerber wohnte, bewies er, daß er sich immer mehr von allen jüdischen Vorurteilen losmachte.

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