10 Wir tasten uns wie Blinde an der Wand entlang;wir tappen umher, als sähen wir nichts mehr.Am hellen Mittag stolpern wir, als wäre es schon dunkel,als gehörten wir mitten im Leben schon zu den Toten.
11 Wir brummen wie hungrige Bären,unser Klagen klingt wie das Gurren von Tauben.Wir warten darauf, dass Gott uns Recht verschafft, aber nichts geschieht.Wir sehnen uns nach seiner Hilfe, doch weit und breit ist keine Rettung in Sicht.
12 Denn wir haben dir, o Gott, den Rücken gekehrt.Unsere Schuld ist groß, und unsere Sünden klagen uns an.Wir sehen ein, dass wir dir untreu waren,unsere Vergehen stehen uns vor Augen.
13 Herr, wir wollten nichts mehr mit dir zu tun haben;wir haben dich verleugnet und uns von dir, unserem Gott, abgewandt.Mit harten Worten haben wir unsere Mitmenschen unterdrückt und uns von dir losgesagt.Unsere Lügen haben wir uns gut überlegt,um sie dann im passenden Moment auszusprechen.
14 So wurde das Recht mit Füßen getretenund die Gerechtigkeit verdrängt.Die Wahrheit hat im Alltag nichts mehr zu suchen,Ehrlichkeit ist unerwünscht.
15 Und Treue — die gibt es nicht mehr!Und wer mit all dem Unrecht nichts zu tun haben will,wird angegriffen und ausgeplündert.Der Herr hat gesehen, was sein Volk treibt,und die Rechtlosigkeit missfällt ihm.
16 Er wundert sich, dass kein Mensch einschreitetund etwas dagegen unternimmt.Nun greift er selbst ein,machtvoll und gerecht.